Dienstag, 31. Juli 2007

Die Hand und die "manu propria" Bewegung

In der Tat ist die Möglichkeit der Handbewegung im Hinblick auf das Erscheinen und die Transfomationen des Nervensystem wesentlich. Dies ist das Faszinierende an der Geschichte der Bewegung. Die Bewegung enstehet durch die sensomotorische Koordination in dem Gehirn des Menschen. Dort verbinden mehrere Hundertmilliarden Interneuronen etwa eine Million Motoneuronen die Muskeln aktivieren. Zur geliche Zeit mehreren Zehmillionen sensorische Zellen sind als Rezeptorflächen über viele Stellen des Körpers verteilt. Zwischen motorischen und sensorischen Neuronen ist das Gehirn wie eine gigantische Geschwulst von Interneuronrn zwischengeschaltet die sie in einer immer wandelnen Dynamik verbindet. Mit unseren Denken, Fühlen, Empfinden der Bewegung beeinflussen wir dynamische Tätigkeit unsers Gehirns und mit dem Rhythmuss unseren Bewegungen verursachen wir immer mehr feuern unter seinen Neuronen. Mit den wahrgenohmenen und bewusst ausgeführten Bewegungen wird unser Gehirn Trainiert und weiter entwickelt. Die Bewegung ist der Weise unseres Daseins. Diese Erkenntniss zwingt mich bei jeder Behandlung des Patienten bewusst zu arbeiten um die Bewegungen meinen Hände dem Problem des Patienten anpassen zu können und ihm in das Univerzum seiner Vernunft hinein zu führen. Am Anfang der Therapie, ich verwandle, mit den Bewegungen meiner Händen, die Bewegungen des Patienten in sein eigenen Heilmittel.

Die Hände gefangen im Labyrinth des eigenen Gehirns

Heute Morgen, als Sie noch im Bett lagen, erwachten Ihre Hände und Arme zum Leben und bahnten Ihrem Körper den Weg in den neuen Tag. Vielleicht haben Sie den Tag mit einem Druck auf die Taste des Radios oder einem Schlag gegen den Wecker begonnen.
Jeder Morgen beginnt mit einer rituellen Runde auf unserem privatem Hinderniskurs- mit Gegenständen, die geöffnet oder geschlossen, gedreht oder gewendet werden müssen.
Die Hände bewältigen diese Schwierigkeiten so meisterhaft, dass wir keinen Gedanke an Ihre Leistung verschwenden. Wir bemerken sie, wenn wir sie waschen, wenn die Fingernägel geschnitten werden müssen, oder wenn sich kleine braune Flecken zeigen die uns stören. Auch eine Hand die schmerzt oder verletzt ist, erregt unsere Aufmerksamkeit.
Wie würden wir da stehen ohne unsere Hände? Das kunstfertige und stumme Spiel unserer Hände gehört so selbstverständlich zu unserem Leben, dass uns kaum klar wird, wie abhängig wir von ihnen sind.
Es geschah eines Morgens, als ich noch verschlafen zu Badezimmer wandelte. Ich stolperte und fiel zum Boden. Der Mittelfinger der linken Hand war verletzt. Das tat weh, mein ganzer Arm schmerzte, mein Nacken versteifte sich als ich versuchte ohne Erfolg meine Finger zu bewegen. Das Mittelgelenk des Mittelfingers war luxiert. Der Arzt half mir bei Einrenken des Gelenkes. Eine "Bagatelle" Verletzung die mich ein paar Wochen bei meiner Arbeit hinderte. Das war die Zeit als ich tatsächlich feststellen musste, dass die menschliche Hand im Prozess der Vervollkommenung des Instrumentes gipfelt.


Michelangelo-Erschaffung Adams
Die Hand des Gottes, die das Leben bedeutet. Die Handbewegung der Schöpfung.



Ich behandelte meine Hand selbst. Dass ich etwas tue, beweist noch lange nicht, dass ich auch weiss wie ich es tue. Ich stellte fest dass wir, Physiotherapeuten, eine Verletzung oft behandeln ohne zu wissen wie es sich anfühlt Schmerzen zu haben. Die Hand ist mein Werkzeug und ich musste sie wieder arbeitsfähig machen, ich musste lernen mit dem Schmerz um zu gehen. Vorstelungsbilder halfen mir dabei.

Der goldene Schnitt mit seiner dynamischen Spirale kam mir in den Sinn. Johannes Kepler sagte einmal:

"Die Geometrie birgt zwei grosse Schätze: der eine ist der Satz von Pythagoras, der andere ist der goldene Schnitt. Den ersten können wir mit einem Scheffel Gold vergleichen, den zweiten dürfen wir ein kostbares Juwel nennen."

Der Mensch, als das schönste und vollendetste Werk Gottes, als sein Ebenbild und als eine Welt im Kleinen, hat einen vollkommenen und harmonischen Körperbau und enthält in sich alle Zahlen, Masse, Gewichte, Bewegungen und Elemente; kurz alles, was zu seiner Vollendung gehört. Der Mensch ist ein Juwel.
Der griechische Bildhauer Polyklet (2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr.) soll in seinem leider verlorenen Buch "Kanon" (Richtschnur) dargelegt haben: "Die Schönheit liegt im richtigen Massverhältnis der Glieder, nämlich eines Fingers zum anderen, aller Finger zur Mittelhand und zur Handwurzel, diese alle zur Elle, der Elle zum Arm und aller Teile zu allen."


Der Kraft ist kein Mittel gegen die Schmerzen, dass wusste ich und versuchte die Bewegungsgeometrie meiner Handgelenken wieder herzustellen. Die Hand wurde für mich eine Kugel, etwas wie der Raum der harmonischen Verhältnisse. Ich befolgte in meinen Gedanken den Gesetz des goldenen Schnittes und die goldene Spirale führte mich zum Zentrum des Handtellers.
Das Abflachen und Aufbauen des Kugelgewölbes ergaben die Wellenbewegungen der Hand. Ich spürte, dass das Handgewölbe primär dem Greifen und Loslassen der Gegenstände dient.
Ein gut aufgebautes Handgewölbe ist Ausdruck für Aktivität und Kraft, aber auch Sanftheit und die Bereitschaft um etwas zu empfangen. Alle Bewegungen die ich ausgeführt habe tat ich ohne die Anwendung von Kraft.


Für die praktische Kontrolle der koordinierten Handhaltung sind drei Merkmale zu beachten:

  1. Die Handknöchelreihe bildet einen homogenen Gewölbebogen; der Daumenstrahl ist in dem Gewölbe integriert.
  2. Der Mittelfinger verläuft als Verlängerung des Unterarms.
  3. Das Handgelenk befindet sich in der Funktionsstellung.

Die Hand ohne den Daumen, wäre eine Zange die nicht schliesst, eine unvollkommene Kugel.



Der Daumen, der Schulter ähnlich kann sich in vier verschiedenen Richtungen bewegen.
Der Daumen ist der einzige Finger der Hand, der rotieren und kreisen kann.
Der Daumen kann sich unabhängig von den anderen Fingern bewegen.

Der Greifimpuls kommt aus der Handfläche und nicht aus den Fingern. Grund dafür ist: Ein aktivierter Gewölbebogen verleiht die notwendige Stabilität für die präzise Feinmotorik in den Fingern. Erst öffnet sich das Handgewölbe, dann strecken sich die Finger. Ich übte diese Bewegungen die aus meinem motorischen Gedächtniss wie ausgelöscht waren.

4- D Wahrnehmungschulung

Die Beweglichkeit der Handwurzelreihe und des Daumens und seine Fähigkeit zur Opposition sind Grundlage für das koordinierte Greifen. Die Mobilität zwischen den einzelnen Mittelhandknochen und eine bewegliche Handwurzelreihe ist Voraussetzung für ein aktives Handgewölbe.

Ich stellte fest dass die Wellenbewegung alle meiner Handteilen die funktionelle Mobilisation ist.
Der rhythmische Wechsel von Greifen und Loslassen führt zur einer Wellenbewegung des Handtellers. Abflachen und Aufbauen des Gewölbes, Dehnung und Kontraktion der Muskeln, Zug und Entlasten der Bänder, davon lebt die Hand mit all ihren Teilsystemen.
Die dynamische Aktivierung der Handtellermuskulatur, Spiegelsymmetrisches Einrollen und Ausdrehen von Daumen- und Kleinfingerstrahl ergeben eine harmonische Spiralbewegung. Das Zentrum dieser Bewegung befindet sich in der Mitte des Handtellers.

Ich habe mit meiner ganzen Hand gespielt, sie tanzte über den Tisch, sie rollte über einem Ball, sie griff die kleinen Gegenstände, sie hielt den Löffel und mit der Zeit beginnt sie wieder zu leben. Der Schmerz ist durch die Bewegungen immer kleiner geworden und nach einiger Zeit ganz verschwunden. Mein Nacken hat sich wieder gelockert und ich konnte meinen Kopf wieder in alle Richtungen bewegen.
Eine kleine Verletzung hat mich gelernt mit dem Schmerz um zu gehen; aber sie hat mir die Wichtigkeit des Zusammenspiels meiner Hände und meiner Gedanken bewiesen. Ich habe begriffen dass alles was ich mit meiner Hände mache, alle Ihre feinmotorische Bewegungen in meinem Kopf stattfinden.



Der Homunkulus, der kleine Monster mit rissigen Händen, ist in meinem Gehirn lebendiger geworden. Ich stellte fest dass meine Hände viel mehr sind als das was ich bis jetzt gedacht habe. Wenn ich die Hand mit der Wirklichkeit verknüpfe, also mit offenen und einander überschneidenden Welten der sensomotorischen und kognitiven Funktionen in Verbindung bringe mit den zahllosen Kombinationen aus Tempo, Rhythmus, Dynamik und Geschicklichkeit, die ich an menschlichen Fertigkeiten und Leistungen beobachte, dann bekomme ich es auch mit der ganzen Vielfalt menschlicher Lernprozesse zu tun.

Es ist richtig, dass sich die Hand nicht erst vom Handgelenk an bewegt, sie wird gesteuert vom Gehirn aus, aber die Hand ist ein Wunder der Natur das auch die Funktionalitäten des Gehirns beeinflusst. Körperbewegungen und Gehirnaktivitäten stehen in einer funktionellen Wechselbeziehung. Als der Urmensch die Hände zum seiner Werkzeug machte, hat er angefangen zu denken und auch die Funktionalitäten seines Gehirns wurden reicher. Die Hand ist vielfältig im Gehirn repräsentiert und dass beweist ihre Dominanz in unserem Leben.

Die Hände und das Gehirn haben sich gemeinsam entwickelt und die haben unsere Evolution geprägt, die Hände und das Gehirn haben uns zum Menschen gemacht.

Der Arm

Im alltäglichen Leben, sind Greifen und Loslassen meist mit einer Bewegung des gesamten Armes verbunden.

Probieren Sie es aus.

Sie greifen nach einem Glas oder eine Tasse und heben es vom Tisch, um zu trinken. Anschliessend stellen Sie es wieder hin und lassen es los. Dabei, haben auch das Handgelenk, der Ellenbogen und der Schulter mitgewirkt. Das war eine echte Spiralbewegung zwischen zwei Polen, zwischen der Handkugel und der Schulterkugel. Die Ellenbogenkugel war der Ort des Drehens.

Versuchen Sie es noch einmal.

Achten Sie darauf, wie Sie nach dem Glas greifen. Der erste Bewegungimpuls kommt aus den Handgewölben, die Finger halten das Glas ohne zu drücken. Beim Aufheben des Glases, kommt der Impuls aus der Schulter; die Hand und die Ellenbogengelenke drehen gemeinsam die Hand, und das alles passiert ohne Krafteinwirkung. Das Ellenbogengelenk beugt sich. Dass ist die Aktion des Oberarmbeugers. In der Schulter dreht, der Oberarmkopf nach innen und das Schulterblatt schiebt sich nach hinten – unten – aussen. Versuchen Sie die Stellung des Oberarmkopfes zu spüren. Versuchen Sie den Oberarmkopf dabei fallen zu lassen. So bleibt Ihre Schulter aktiv entspannt. Auf dem Weg zurück zum Tisch, drehen der Unterarm und das Ellenbogengelenk die Hand in der Ausgangsposition; das Ellenbogengelenk streckt sich. Das ist die Aktion des Oberarmstreckers. Der Oberarmkopf dreht sich leicht nach aussen. Das Schulterblatt schiebt sich zurück.

Sie können die gleiche Beobachtungen machen beim Essen, Zähne putzen, Telefonieren.

Die Spiralbewegung des Armes bei der Aktion "Hand zum Kopf" sollte als die zentrale Übung in den Bewegungalltag eingebaut werden!